Fair Play

Michaela Reisel

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Gewöhnlich weise ich in meiner Kolumne auf bestehende Problemfelder hin, mache Vorschläge zur Lösung oder stelle Forderungen an die Politik. Manchmal allerdings hat man das Gefühl mit seiner Stimme nicht so gehört zu werden wie gewünscht. In dieser Kolumne möchte ich zwei Beispiele erwähnen, ein positives und ein bisher negatives.

Beispiel 1)

Zu Fair Play gehört es, nicht immer nur Kritik zu üben, sondern auch die positiven Dinge lobend zu erwähnen, was ich mit diesem Beispiel gerne mache. 

Letzten Mittwoch war Helene Fischer in Wien zu Gast. Ihr Konzert fand im Ernst-Happel-Stadion statt. Es wurden 40.000 Fans erwartet. Am späteren Nachmittag beobachtete ein  Kollege aus der Gastronomie vor der U-Bahn Station „Stadion“ einen Lieferwagen mit ausländischem Kennzeichen, voll beladen mit diversen Getränken. 5 Männer waren emsig dabei die Getränke in Einkaufswagen umzuladen. Da weit und breit kein dazugehörender Stand zu entdecken war erschien ihm die Sache verdächtig, denn wir Kollegen wissen mittlerweile von den Aktivitäten illegaler Getränkeverkäufer in Wien nur zu gut Bescheid. Kurz entschlossen schickte er mir eine SMS samt Fotos des Wagens und äußerte seinen Verdacht.

Durch Beschwerden der Gastronomiekollegen, vorwiegend vom Donaukanal und dem Museumsquartier, sowie unserer Intervention, führen das Büro für Sofortmaßnahmen und das Marktamt seit einiger Zeit Schwerpunktkontrollen durch, um der Biermafia das Handwerk zu legen.

Beiden Behörden habe ich das SMS samt Fotos mit der Bitte tätig zu werden weitergeleitet. Alle zwei Behörden haben mich binnen 15 Minuten kontaktiert und mir mitgeteilt, dass aufgrund meines Hinweises bereits Beamte auf dem Weg zum Stadion sind um eine gemeinsame Schwerpunktkontrolle durchzuführen. Wie mir am nächsten Morgen mitgeteilt wurde, wurde der Wagen entdeckt und die notwendigen Maßnahmen ergriffen.

Mein erster Dank geht an den aufmerksamen Kollegen, der die Sache ins Rollen gebracht hat. Besonderen Dank an die beiden Behörden, die so rasch und effizient reagiert haben. Der in den letzten Jahren aufgebaute gute Kontakt soll auch dazu genutzt werden, das Vertrauen manch hochsensibler Anrainer in die Behörden, aber auch in die Gastronomen soweit zu verbessern, dass keine Selbstjustiz dieser Menschen mehr notwendig ist. Im Sinne eines friedlichen Auskommens hoffe ich sehr, dass dies gelingt.

Beispiel 2)

Ich hatte in meiner letzten Kolumne mit dem Titel „Indirekte Enteignung“ Gelegenheit, die Folgen der von der Stadt Wien geplanten neuen Marktordnung zu beschreiben. Die Aufregung bei den 500 Kolleginnen und Kollegen auf den Wiener Märkten ist dementsprechend groß, die Liste der von den verschiedenen Branchenvertretern in der Kammer eingebrachten Bedenken sehr lange. Unmittelbar nach Bekanntwerden wurde jede einzelne Maßnahme von uns auf Konsequenzen analysiert und Lösungsvorschläge ausgearbeitet. Im Rahmen einer verlängerten Begutachtungsfrist bis 3.9.18 ist Zeit die Einwände vorzubringen. Wir, als Vertreter der Wirtschaft, wollen nicht bis zum Ablauf der Frist warten, denn der Beschluss im Gemeinderat ist bereits für die Sitzung im September geplant. Somit wäre die Zeit für Verhandlungen gefährlich kurz. Diese Meinung teilt auch die zuständige Stadträtin Sima, die mir in einem kurzen persönlichen Gespräch anlässlich der Eröffnung der Wiener Braukulturwochen empfohlen hat, umgehend ihr Büro wegen eines Termins zu kontaktieren. Optimistisch und guter Dinge habe ich meine Kollegen auf den Märkten informiert, dass ein Gespräch mit der Stadträtin in dieser heiklen Sache noch vor ihrem Urlaub im Juli stattfinden wird. Wir haben dazu auch 3 Termine aus dem Büro Sima erhalten. Der endgültige Termin sollte uns noch bestätigt werden. Das war vor 14 Tagen. Seither FUNKSTILLE! Trotz mehrerer Nachfragen seitens des Handels, des Lebensmittelhandels und der Gastronomie war es bis heute nicht möglich eine Terminbestätigung zu bekommen. Wer da wohl von ganz oben interveniert hat?

Übrigens, das Büro Sima hat mir bei der Novelle zum Wettgesetz vorgeworfen in die Medien gegangen zu sein, ohne vorher das Gespräch gesucht zu haben. Die neue Marktordnung wurde im Mai von der Stadt via Pressekonferenz am 13.6.18 präsentiert, ohne die Wirtschaftsvertreter vorher zu informieren. Der genaue Gesetzesentwurf wurde der Kammer am 26.6.18 zugestellt. Mir braucht niemand mehr vorwerfen mit einem Thema zu rasch in die Medien gegangen zu sein.

Im Bund beschwert sich die SPÖ fürchterlich über die Ignoranz der Regierung gegenüber den Sozialpartnern. Dafür machen die SPÖ und die Grünen in Wien was sie wollen. Denn wozu gibt es eine Begutachtungsfrist, wenn die heikelsten Punkte schon vorab in den Medien, besonders in der Zeitung für die Wiener Märkte, angeführt sind. Geht man seitens der Stadt derart deutlich an die Öffentlichkeit, kann das nur heißen, dass gar nicht daran gedacht ist auf die Bedenken der Wirtschaft einzugehen. Soviel zur gegenseitigen Wertschätzung. Aber so rasch geben sich meine Kollegen aus den betroffenen Fachgruppen und ich nicht geschlagen – versprochen! 

 

Euer

Peter Dobcak