Anlauf auf Brotback-Festival Kruste & Krume ungebrochen

Philipp Stottan

© Lukas Lorenz

Barbara van Melle und Simon Wöckl jubeln! Knapp 5000 Gäste besuchten ihr Brotback-Festival Kruste & Krume am Samstag im Kursalon Hübner. „Wir freuen uns so sehr, dass wir erkannt haben, wonach die Menschen Sehnsucht haben“, strahlt Barbara van Melle. Nach richtig gutem Brot nämlich. 

Jetzt können Barbara van Melle und Simon Wöckl aufatmen. Trotz der ersten frühlingshaften Temperaturen folgten mehr als 4.500 Besucher dem Duft von frischem Brot in den Wiener Kursalon Hübner. Das war nicht selbstverständlich. Zwar erlebte das Festival in den ersten beiden Jahren enormen Zulauf – aber da war der Eintritt kostenlos. „Wir haben den Event ganz alleine organisiert und auch finanziert“, sagt Barbara van Melle, „Nach zwei Jahren des Zitterns waren wir gezwungen, eine Eintrittsgebühr zu verlangen. Und wir waren nicht sicher, ob das Interesse der KonsumentInnen auch für 15 Euro pro Person gross genug war.“ Die Antwort lieferten Tausende von Besuchern, die bei strahlendem Sonnenschein in den Kursalon drängten und mit grossen Taschen köstliche Brote, Mehlspezialitäten und Backaccessoires nach Hause mitnahmen.

Bäckermarkt mit internationalem Flair 

Rund 35 Bäcker und Bäckerinnen aus Österreich, Italien und der Slowakei waren mit ihren Spezialitäten vertreten. Hier war wirklich für jeden etwas dabei. Schokoladig-süsse oder pikante Brotmuffins mit Käse und Schinken, ein veganes Brot mit Röstzwiebeln und Sauerkraut, Klassiker wie der Arlbergspitz, großartiges Sauerteigbrot mit weicher Krume und knuspriger Kruste und herrlich buttrige Croissants und Kipferl.
Viele neue Aussteller waren diesmal mit dabei, aus Österreich zum Beispiel: Boulangerie Parémi (Wien), Bäckerei Martin Auer (Graz) und die Bäckerei Fröhlich (Steyr). Aus Italien reisten die Pasticceria Racca, Stefano und Aldo Bongiovanni und die Kooperative Tretori an. Aus Bratislava kam die Bäckerei FantastiCo mit den legendären Pressburger Kipferl. „Es wollten sich sogar noch mehr Bäcker aus dem Ausland anmelden. Wir mussten dann aber leider einen Aufnahmestopp machen, weil es keinen Platz mehr im Kursalon gab“, so Barbara van Melle.

Aber nicht nur Bäcker aus vielen Ländern sind auf die Pionier-Veranstaltung in Wien aufmerksam geworden, auch die Gäste kamen von überall. „So viele Gäste aus dem Ausland haben sich bei uns persönlich für die Initiative bedankt“, ist Simon Wöckl beeindruckt. „Sie reisten extra für das Wochenende nach Wien, um das Festival zu besuchen. Das finde ich sehr berührend.“

Bühnenshow und Backwerkstatt

Ein Highlight des Events waren die Bäcker und Bäckerinnen, die live auf der Bühne und in der Show-Backstube Tipps und Tricks vorzeigten. Am laufenden Band wurde Teig geklopft und geknetet, flaumige Striezel in Windeseile geflochten und Handsemmeln in Null koma nix geschlagen. Das Bühnenprogramm, das Barbara van Melle durchgehend moderierte – die ehemalige TV-Redakteurin war in ihrem Element – bot köstliches Infotainment für Brot-Aficionados. Show-Punkte wie Backen mit frischen Kräutern, Fastenbrot und Roggenbrot aus dem Holzofen oder Brot und Bier aus Urgetreide, heizte den Appetit auf frisch gebackenes Brot zusätzlich an.

Backwelt

Viel Andrang gab es auch in der Backwelt – ein eigener Bereich, in dem Zutaten, Werkzeuge und Back-Accessoires zum Verkauf angeboten wurden. Zum ersten Mal waren dieses Jahr auch österreichische Kleinstmühlen mit dabei und präsentierten spezielle Mehle, die sonst in Haushaltsgrössen nicht erhältlich sind. Bei der Sauerteigbörse standen die Menschen Schlange. Besonders freut sich Barbara van Melle über den Andrang zum Stand der Berufsschule für Bäcker. „Zuletzt sperrten jährlich mindestens 60 Bäckereien in Österreich zu. Wir merken aber nun endlich eine Trendwende. Brot wird wieder spannend und der Bäckerberuf erlebt eine unglaubliche Imageaufwertung.“

Wien wurde für einen Tag zur Brothauptstadt – nicht nur Österreichs, sondern Europas. Das nächste Brot-Festival ist für den Frühling 2019 bereits in Planung.