Zum Haare raufen

Manuel Schagginger

(c) iStock izusek

von Peter Dobcak

Jahrelang begleitet uns in Wien eine, sagen wir mal, nicht so gelungene Verkehrspolitik. Trotz Anrainerparken, Kurzparkzonen und sonstigen Verkehrsprojekten genießen wir unser tägliches Verkehrschaos. Auch gezielte Maßnahmen um den Bürgern das Autofahren zu verleiden, wie völlig unkoordinierte Ampelschaltungen, 30er Zonen wohin man schaut oder Radwege auch in den engsten Gassen haben die Zulassungszahlen für Autos nicht sinken lassen. Ob der erzwungene Stop and Go Verkehr durch Ampeln oder Schwellen tatsächlich dem gepredigten Umweltgedanken Rechnung trägt lasse ich dahingestellt.

Was Wien hat, ist ein sehr gut ausgebautes Netz an öffentlichen Verkehrsverbindungen. Mit etwas gutem Willen erreicht man nahezu jeden Punkt Wiens innerhalb einer zumutbaren Zeit. Als gelernter Wiener ist man schon gewohnt, dass die Umsetzung der meisten Projekte ewig dauert.

Dabei wichtige Details zu vergessen passiert eben in Wien. Wie zum Beispiel genügend Park & Ride Einrichtungen an den Endpunkten der U-Bahn Linien zu errichten. Mit großem Tamtam wurde kürzlich die U1-Verlängerung nach Oberlaa eröffnet und gleichzeitig als Teil des Verkehrskonzeptes in ganz Favoriten die flächendeckende Kurzparkzone eingeführt. Was offensichtlich nicht bedacht wurde, oder als Kollateralschaden akzeptiert wird, sind jene Betriebe, die am Stadtrand angesiedelt sind. Dazu gehören auch einige Gastronomiebetriebe. Die vom Magistrat in Favoriten empfohlene nächste Park & Ride Anlage befindet sich übrigens in Erdberg.

Man stelle sich vor, ein Mitarbeiter aus, sagen wir dem Mittelburgenland, hatte bisher mit dem Auto eine Anfahrtszeit von 45 Minuten zu seinem Arbeitsplatz. Seit 1. September ist er gezwungen nach Erdberg zu fahren, seinen Wagen zu parken und mit den Öffis an den Oberlaaer Stadtrand zu fahren. Neue Fahrzeit knapp über 2 Stunden. Es wurden bisher alle Anträge auf Befreiung von der Parkgebühr für Mitarbeiter von Gastronomiebetrieben abgelehnt. Der Arbeitsantritt muss vor 05:30h bzw. Dienstschluss nach 24:00h liegen. Wie unsinnig ist das denn, die Anreisezeit gar nicht zu berücksichtigen? Einige Kollegen haben mir berichtet, dass Mitarbeiterinnen bereits gekündigt haben, da es für sie zu unsicher ist mitten in der Nacht stundenlang mit den Öffis herumzufahren. Dienstschluss, sagen wir um 23:30h -Eintreffen zu Hause nach 01:00h. Wo bleibt der Aufschrei der Gewerkschaft? Ich habe noch keinen Ton gehört.

Für Unternehmer gibt es nach jahrelangen Verhandlungen mit der Stadtregierung seit einiger Zeit Ausnahmen für Unternehmer und Unternehmerinnen. Die Regelung für Mitarbeiter, die von außen einpendeln, sind derzeit zu unflexibel. Landauf, landab wird über Arbeitsplatzbeschaffung gesprochen, hier werden Arbeitsplätze mutwillig zerstört. Wir in der Gastronomie leiden besonders unter Arbeitskräftemangel, da gilt es unsinnige Vorschriften wie diese praxisnah zu gestalten. Ich fordere dringend eine individuelle Bewertung der jeweiligen Situation und Ausnahmen für Betriebe am Stadtrand.

Euer

Peter Dobcak