Der feine und doch nicht so feine Araber

Andrea Wieger

Die Ringstraßen-Galerien hatten und haben es ja nicht wirklich leicht in Bezug auf die gute Kaufkraft. So oft ich dort bin sehe ich nur wenige Leute, die ein wenig verwirrt herumschlendern und bloß durchs Schaufenster shoppen. Es gibt nur wenig Laufkundschaft, die Touristenmassen schieben sich lieber auf der Kärntner Straße voran und die Auswahl der Shops ist – sagen wir mal – verbesserungswürdig. Es mag wohl schon seinen Grund haben, warum Indoor-Einkaufszentren eher am Stadtrand stehen als im historischen Zentrum. Wie dem auch sei, es tut sich trotzdem immer wieder was in diesen Galerien. Neuester kulinarischer Zugang ist das „Yalla“ (bedeutet „los!“) , ein weiterer Streich des um kulinarischer Vielfalt stets sehr bemühten Grand Hotels, welches direkt an die Ringstraßen Galerien angeschlossen ist. Im Erdgeschoß des Palais Corso, also am Ost-Ende des Komplexes und nahe dem Schwarzenbergplatz, hat das Yalla vor ungefähr zwei Monaten seine Küche eröffnet. Ich schreibe bewusst nicht „Pforten“, da es keine richtigen Pforten gibt.

In dem offenen Lokal sitzt man unter einer bunten Glaskuppel, unter der Galerie, zwischen Fitnessstudio, Drogerie und Papierwarenhandlung, die offene Küche und die Schank sind voneinander getrennt, ein paar gartenmöbelähnliche Tische in der Mitte, von Säulen und hohen Pflanzen umgeben. Das war´s auch schon. Nicht übermäßig detailverliebt, aber doch irgendwie gemütlich zum Sitzen, auf den arabischen Samt-Sitzpolstern. Dazu noch hübsche schwarz-goldene Lampen sowie arabische Laternchen und Rosmarin als Tischschmuck – et voilà, schon hat man den nötigen orientalischen Touch kreiiert.

Was gibt nun die Speisekarte her? Chefkoch Mohamed Rais tischt zehn kalte sowie vier warme Vorspeisen auf (zwischen € 5,80 und € 8): erstmal richtig guten, cremigen Hummus. Ich empfehle die Variante mit Minze! Dann das Baba Ganoush: auch ein hervorragender cremiger Haufen, der nur so strotzt vor rauchigem Melanzani-Geschmack. Ebenso der Tahinasalat ist köstlich und nicht zu verachten. Bei dem großen grünen Tabouleh-Berg war ich dann etwas überrascht – zwar auch schmackhaft, jedoch könnte es noch petersiliger sein und war etwas zu flüssig mariniert. Auch der leicht scharfe grün-rote Olivensalat war sehr säuerlich und salzig mariniert – vermutlich ist der Koch frisch verliebt, wär doch auch was Schönes! Am besten ist folglich, man bestellt sich den Vorspeisenteller, da hat man von allem etwas. Bloß das Pitabrot gefällt mir nicht sonderlich, da es optisch eher einer Palatschinke ähnelt und leider ein etwas zähes Unterfangen ist. Zum Tunken in die diversen cremigen Köstlichkeiten wünsch ich mir doch schon ein softes, teigiges Weißbrotdings. Dafür haben mich die Lammbratwürstel (Merguez) glücklich gemacht. Eine schöne feine Konsistenz, die perfekte Würzmischung und der angenehme Lammgeschmack – ja, das kann schon was! Die Speisekarte bietet außerdem noch Hühnerleber, arabische Pastetchen, Falafel, mit Shawarma (Huhn), gegrilltem Gemüse oder Lamm-Kebab gefüllte Pita-Sandwiches und – für den ganz großen Hunger – einen gemischten Grillteller mit libanesischen Spießen. Ich finde das sind gerade genug Speisen, um hungrige Büroleute oder ausgelaugte Touristen zu sättigen. Aus diesen Personengruppen besteht die Hauptklientel des Yalla. Wenn man sich nämlich in der eh schon zu kurzen Mittagspause auch noch zwischen unzählig vielen Gerichten entscheiden müsst – das wär doch unsympathisch. Zur Not gibt’s ja noch den Tagesteller um günstige € 6,50. Gar nicht unsympathisch ist der Einblick in die offene Küche, dass es alle Speisen auch zum Mitnehmen gibt – bei ohnehin kalten Vorspeisen eine gute Sache – und einer der netten Kellner Mohamed Ali heißt. (Ja, mich bringen auch kleine Details zum Schmunzeln.)

Zu trinken gibt’s außer einer Minz-Limo und dem arabischen schwarzen Minz-Tee nichts explizit Orientalisches, doch das wär für die Mittagspause vermutlich eh zuviel des Guten. Zwei Weißweine, zwei Rotweine, ein paar Limos, Kaffee und fertig.

Mein Fazit:

Unkompliziert, schnell und wirklich gut. Für mittags genau richtig. Und das mit dem weichen Pitabrot werden die auch noch hinkriegen.

 

Yalla

Im Palais Corso

Ringstraßen Galerien

Kärntner Ring 9-13

1010 Wien

Tel. 01/ 515 80 1895

Geöffnet: Montag bis Samstag 11 bis 19 Uhr