Mittagessen aus dem exotischen Supermarkt

Andrea Wieger

Menschen aus asiatischen, afrikanischen oder südamerikanischen Ländern, welche in Wien wohnen, haben seit vielen, um genau zu sein seit 17 Jahren in ihrer Wahlheimat die Möglichkeit so zu kochen wie sie es aus ihrem Herkunftsland gewohnt sind. Nämlich mit Lebensmitteln aus Österreichs größtem Ethno-Supermarkt, dem Prosi Exotic Supermarkt in Neubau, in unmittelbarer Nähe zum Gürtel. Tausende Produkte führt der internationale Laden. Schon eine feine Sache. Dann gibt’s da auch noch einen Prosi Shop gegenüber, und zwar für Haarteile, Perücken und Kosmetik. Für alle, die den Afro-Look lieben ist auch das eine feine Sache. Und seit ein paar Wochen haben die Macher hinter dem Prosi-Imperium – allen voran Prince Pallikunnel, ein ehemaliger Lehrer aus Kerala im Süden Indiens – an der Ecke Wimbergergasse/Kandlgasse nun auch ein Prosi Exotic Restaurant eröffnet. Authentische nord- und südindische Küche steht draußen am Schild. Feine Sache? Ich hab´s getestet.

Gleich beim Betreten des Lokals merkt man: ein Selbstbedienungsladen, wie er im Buche steht. Ist völlig in Ordnung. Mit den für Asien typischen bunten und beleuchteten Abbildungen der verschiedenen Speisen über der Buffet-Budel, dem hart wirkenden schwarzen Mobiliar in Kombination mit den – Entschuldigung, das muss ich jetzt schreiben – fürs Auge grausamen pastellig grünen und orangenen Wänden wird wohl zwar kein Design-Preis zu holen sein, doch auch das ist völlig in Ordnung. Schließlich kommt man um zu essen, nicht um – so wie ich es auch tue – sehr genau auf die Optik zu schauen.

Aufgrund von Entscheidungsschwierigkeiten fiel die Wahl dann auf das vegetarische Thali (gemischter Teller, € 6,90), da hat man von allem ein bisschen was, das beim Testen ja mehr als nur praktisch ist. Ich bekomme ein Kichererbsencurry, Gemüse in cremiger Sauce, ein weiteres gemüsiges Currygericht, einen Tofu-Eintopf (den sonst üblichen Paneer-Käse gibt’s nämlich leider nicht), eine scharf-säuerliche Sauce für den Extra-Pep, ein süßes Ingwerchutney und eine große Portion Gewürzreis in die Einkerbungen des großen, silbernen Thali-Blechtellers geschöpft, leider irgendwie lieblos, so als ob´s gerade gar keinen Spaß macht. Als ich noch ein Linsenlaibchen und Raita – die Sauce aus Joghurt und Gurken – dazu bestelle, geht die etwas genervte Dame hinterm Tresen wortlos mit dem goldfarbenen Linsending in die Küche, kommt nach gefühlten zehn Sekunden und einem gut hörbaren „Ping!“ wieder raus und voilà, fertig ist mein Mittagessen. Noch schneller als der Bestell- und Zahlvorgang insgesamt dauerte, vergeht mir dann allerdings auch der Appetit. Irgendwie schmeckt lauwarmes Essen dann halt doch nicht so gut wie es vielleicht aussieht. Der Reis fad, das Gemüsecurry viel zu buttrig, das Linsenlaibchen fett und trocken zugleich und hart, weil nicht frisch. Sorry, aber da tu ich mich schon schwer lobende Worte zu finden. Einzig das Kichererbsencurry und das Raita waren echt gut. Zweiteres kann immerhin nicht mehr kalt werden. Und um fair zu sein muss ich an dieser Stelle schon auch erwähnen welche Speisen es noch zu haben gibt: da hätten wir verschiedene Arten von Dosa, das sind Crêpes aus Linsen- und Reismehl, beliebig gefüllt. Dann noch Idli (gedämpfter Reiskuchen), Samosas (gefüllte, frittierte Teigtaschen), Tandoori Chicken (traditionell soll die Hendlkeule im Tonofen garen), Pakora (gebackenes Gemüse) und auch das beliebte Naan-Fladenbrot.

Dazu trinkt man das typische Milchgetränk Lassi, einen Smoothie oder ein fernöstliches Bier, zum Beispiel Kingfisher (aus Indien) oder Chang (aus Thailand).

Mein (natürlich sehr subjektives) Fazit:

Günstig wär´s ja, doch neben den vielen richtig guten indischen Lokalen in dieser Stadt kann man sich diese Art von Exotik leider sparen. Oder doch lieber einkaufen und selber kochen.

 

Prosi

Exotic Indian Restaurant

Kandlgasse 44

1070 Wien

Tel. 01/522 44 44

www.prosiindianrestaurant.at

Geöffnet: Montag bis Samstag von 11 bis 22 Uhr