forsa-Studie: Große Lücken im Fett-Wissen der ÖsterreicherInnen

Wien (Culinarius) – Ist Fett gesund oder macht es dick? Und wie gesund ist das Fett in verschiedenen Lebensmitteln? Eine aktuelle Studie des forsa-Institutes im Auftrag von Unilever liefert zu diesen wichtigen Fragen aufschlussreiche Ergebnisse. Demnach kann die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher nicht einschätzen, welche Fettsäuren gesund oder ungesund sind. Erheblicher Aufklärungsbedarf herrscht vor allem bei ungesunden Fettsäuren, wie gesättigten oder Transfettsäuren. Zudem wird die gesunde Wirkung der mehrfach ungesättigten Fettsäuren von den Befragten unterschätzt. Diese Wissensdefizite haben negative Folgen für die Ernährung: Der durchschnittliche Österreicher1 nimmt pro Jahr ca. 6,2 kg zu viel Fett zu sich – und noch dazu weit mehr ungesunde als gesunde Fettsäuren.

Hälfte der Österreicher kann Fett nicht einschätzen
Die repräsentative Befragung des forsa-Instituts deckt ein grundsätzliches Problem auf: 55 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher können nicht einschätzen, welche Fettsäuren gesund oder ungesund sind. Positiv ist zumindest die Grundeinstellung der Nation gegenüber Nahrungsfetten. 8 von 10 Österreicherinnen und Österreichern halten Fett in Maßen genossen für essenziell. Zu Recht: Laut den Ernährungsempfehlungen der ÖGE (Österreichische Gesellschaft für Ernährung) kann Fett ca. 30 Prozent der täglichen Energiezufuhr ausmachen.

Der Fettgehalt liegt im Detail: Wissenslücke bei gesunden und ungesunden Fettsäuren
Ob ein Fett gesund ist, entscheidet dessen Fettsäuren-Zusammensetzung. Das Wissen über die unterschiedlichen Fettsäuren ist allerdings mangelhaft: Die Österreicher unterschätzen die positiven Auswirkungen der mehrfach ungesättigten Fettsäuren ebenso wie die negativen Effekte der gesättigten Fettsäuren. Hier besteht dringender Aufklärungsbedarf! Erfreulich: Ein Vergleich mit Deutschland, wo die Studie ebenfalls durchgeführt wurde, zeigt: Transfettsäuren und ihre ungesunde Wirkung sind in Österreich deutlich bekannter. Auch die positive Wirkung von Omega-3 und Omega-6 werden hierzulande realistischer eingeschätzt als in unserem Nachbarland.

  • Gesättigte Fettsäuren: 3 von 4 Österreichern kennen sie, doch ihre ungünstige Wirkung wird von mehr als der Hälfte der Befragten (57 Prozent) leider völlig unterschätzt.
  • Mehrfach ungesättigte Fettsäuren: 67 Prozent sind die gesunden mehrfach ungesättigten Fettsäuren ein Begriff. Doch nur 40 Prozent können ihre Wirkung auch richtig einschätzen.
  • Omega-3-Fettsäuren: Mit 90 Prozent Bekanntheitsgrad sind die Omega-3-Fettsäuren nicht nur der Spitzenreiter im Fett-Ranking, sondern werden von 84 Prozent der Befragten auch als gesund eingeschätzt.
  • Omega-6-Fettsäuren: Weniger bekannt sind hingegen Omega-6-Fettsäuren – nur 46 Prozent der Österreicher kennen sie. Interessant: Dennoch schreiben ihnen immerhin 57 Prozent der Befragten eine positive Wirkung zu.
  • Trans-Fettsäuren: Rund die Hälfte der Österreicher kennt Trans-Fettsäuren. Bereits rund 54 Prozent wissen sogar über ihre schädliche Wirkung Bescheid.

Das Fett in meinem Essen: Nicht genügend für Einschätzung des Fettsäuregehalts
Wie ihre deutschen Nachbarn haben auch die Österreicher Schwierigkeiten, den Fettsäuregehalt von Lebensmitteln richtig zu beurteilen. Dabei werden vor allem tierische Produkte zu positiv eingeschätzt:

  • Der Gehalt an gesättigten Fettsäuren in Wurst und Käse wird – ebenso wie in Deutschland – zum Teil sogar stark unterschätzt. Nur knapp die Hälfte weiß um den hohen Anteil von gesättigten Fettsäuren Bescheid.
  • Bei pflanzlichen Produkten wie Avocado oder Margarine und in Fisch wird der Anteil der gesättigten Fettsäuren hingegen zu hoch angesetzt. Lediglich 37 Prozent der Befragten können den Gehalt an gesättigten Fettsäuren in Margarine realistisch einschätzen.
  • Die richtige Einschätzung, welche Lebensmittel viel oder wenig Trans-Fettsäuren enthalten, gelingt den Österreicherinnen und Österreichern bei Frittiertem und Fertigprodukten nicht.
  • Die Mehrheit der Befragten (rund 56 Prozent) schätzt den Gehalt an Trans- Fettsäuren bei Fertigprodukten wie Frittiertem, Fertigpizza und Blätterteig hoch ein, was jedoch aufgrund der Gesetzeslage in Österreich nicht zutreffend ist.
  • Der überwältigenden Mehrheit ist allerdings nicht bewusst, dass tierische Produkte, wie Rindfleisch, Käse und Milchprodukte, eine nicht unerhebliche Menge Trans-Fettsäuren enthalten.
  • Auch der Vergleich zwischen Butter und Margarine misslingt: 63 Prozent wissen nicht, dass Margarine nahezu frei von Trans-Fettsäuren ist, während sie in Butter sehr wohl enthalten sind.

Falsch gedacht: Der eigene Fettkonsum trifft auf die ÖGE Empfehlung
Die ÖGE empfiehlt einen Anteil von 30 Prozent Fett an der täglichen Energiezufuhr. Die ideale Zusammensetzung besteht dabei aus maximal 10 Prozent gesättigten, mindestens 10 Prozent einfach ungesättigten und 7 bis 10 Prozent mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Die Realität sieht jedoch anders aus: Obwohl rund 72 Prozent der Befragten in der Studie angaben, sich beim Fettkonsum zu beschränken, essen die Österreicherinnen und Österreicher zu viel und darüber hinaus auch noch das „falsche“ Fett. 6,2 kg Fett nimmt der durchschnittliche Österreicher (25 – 50 Jahre) im Jahr zu viel auf. Bei den Fettsäuren sind es 5,3 kg zu viel gesättigte und 2,2 kg zu wenig mehrfach ungesättigte Fettsäuren.2 Bedenklich: Nur 40 Prozent der Befragten stimmen der ÖGE-Empfehlung zu, gesättigte gegen mehrfach ungesättigte Fettsäuren zu tauschen.

„Fat Swap“ – raus aus der Fettfalle
Die ÖGE-Richtlinien und das tatsächliche V erhalten der Österreicherinnen und Österreicher klaffen damit deutlich auseinander – es wird zu viel Fett und noch dazu das falsche Fett gegessen. Für eine gesunde Ernährung ist es aber dringend notwendig, gesättigte gegen mehrfach ungesättigte Fettsäuren zu tauschen. Die simple Lösung für den Alltag ist ein Austausch der Streichfette: Wer ein Jahr lang täglich 20 g Margarine statt derselben Menge Butter auf Brot und Semmel streicht, isst insgesamt ca. 2 kg weniger an gesättigten Fettsäuren und ca. 950 g mehr an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Ein sinnvoller „Fat Swap“, denn der Körper kann bestimmte mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie sie z. B. in Öl, Margarine und Nüssen vorkommen, nicht selbst herstellen.

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