Der kochende Weltenbummler – Oder: Reifen statt Flügel

Andrea Wieger

Warum die deutsche Sprache immer mehr durch diverse Anglizismen verdrängt wird bleibt vermutlich noch länger ein Dorn in meinem Auge. Dass sich Vieles jedoch im Englischen einfach „besser anhört“ und sich wohl auch besser vermarkten lässt steht hingegen außer Frage. Nun gut, das bin ich hier mal losgeworden. Kommen wir nun aber zum eigentlichen Thema der Woche: ich habe mich ein wenig abseits meiner üblichen Restaurant-Pfade herumgetrieben, im Fokus war diesmal „Mr Fly´s Foodtruck“. Ja, ich muss schon zugeben, „Foodtruck“ klingt in der Tat irgendwie eleganter als „Lebensmittellastwagen“.

Hinter „Mr Fly“ steckt Franz Vollnhofer, der gemeinsam mit seiner Partnerin Stephanie Peham seit Anfang März an diversen Standorten seine mobile Küche parkt und dort hungrige Mäuler beglückt. Der gelernte Koch hat schon einige interessante Stationen in seinem Lebenslauf vorzuweisen. Sagen wir mal so, er kommt gerne herum und mag das Außergewöhnliche: ob im Flugzeug als fliegender Koch (daher auch der Name) für Austrian Airlines, in der Formel 1 zuständig für das Catering von Do&Co, als Steakhouse-Chef an Bord der MS Columbus 2 für Hapag Lloyd oder – es geht auch bodenständiger – als Küchenchef beim Stadtheurigen Gigerl oder im Hotel Sans Souci. „Da fehlte nur noch die Selbstständigkeit!“ meint Vollnhofer, der als Schiffskoch bereits drei (!) Weltreisen erleben durfte und harte Arbeit (7 Tage die Woche) nicht scheut. Dieser Wunsch nach „etwas Eigenem“ als auch mobil sein zu wollen führte zu seiner Entscheidung sich einen Foodtruck anzuschaffen. Gesucht, gefunden. Und zwar in Tirol. Diese „Küche auf Rädern“ wurde zwei Monate lang auf Hochglanz gebracht, um folglich leckeres Essen in richtig guter Qualität zu fairen Preisen anbieten zu können.

Vollnhofer entschied sich bewusst dagegen, Burger anzubieten, weil „es die in Wien ohnehin schon zur Genüge gibt“. Recht hat er, der Mister Fly. Stattdessen ließ er sich von seinen zahlreichen Auslandsaufenthalten und den diversen Straßenküchen der Welt, die er kennenlernte, inspirieren. Das Stichwort lautet Sandwich, international angehaucht. Wie etwa das Cubano Sandwich (€ 7,90): saftiges Mojopork (Schweineschulter nach kubanischer Art, ich sag nur: Limette und Minze!), gebratener Speck, Käse, hausgemachte Chipotle-Sauce und Pickles. Innen saftig und senfig, außen knusprig – richtig gut war das. Noch besser fand ich das leicht scharfe Jerk Chicken Sandwich (€ 7,90), das an Jamaika erinnert: mit Kreuzkümmel, Zimt und anderen Gewürzen mariniertes Hühnerfleisch, in Kombination mit Tomaten und cremiger Guacamole – grandios. So macht das Essen auf der Straße schon mal Spaß. Wer´s lieber fleischlos mag wird mit der vegetarischen Variante glücklich und vor allem satt werden. Ein Salat mit Hühner- oder Rinderfiletstreifen steht auch auf der Speisekarte, nein, auf der Kreidetafel, außerdem gibt’s wechselnde Specials wie selbstgemachte Bärlauch-Ricotta-Ravioli oder vietnamesische Frühlingsrollen mit Shrimps und Glasnudeln. Die mit dem speziellen, leicht bekömmlichen Integral-Weißmehl eigens für den Foodtruck gebackenen knusprigen Sandwichweckerl stammen von der Bäckerei Müller-Gartner aus Groß Enzersdorf, der Bärlauch für die Ravioli wird im Wienerwald selbst gepflückt (den Beweis gibt’s auf der Facebook-Seite zu sehen), das Fleisch stammt von heimischen Bauern. Da stimmt eben das heutzutage beinahe schon obligatorische „regional und saisonal“. Also fast, wenn wir die Shrimps und die Glasnudeln mal kurz vergessen. Als Dessert gibt’s ein wechselndes Angebot, ich hatte Glück, dass es bei meinem Besuch die sizilianischen Cannoli nach dem Originalrezept von Stephanie´s Nonna waren. Bei diesen mit Orangencreme gefüllten, knusprigen Dingern geht einem das (Frühlings-) Herz auf, so hinreißend sind die.

Auch bei den Getränken wollen Franz und Stephanie nur qualitativ Hochwertiges anbieten. Es gibt Nixe Bier (aus Österreich) und die pfiffigen John Lemon Fruchtsäfte. Reicht vollkommen, denn zu viel Auswahl überfordert nur und gibt’s eh schon sonst überall.

Vollnhofer, der übrigens in Kochuniform im Wagen steht, plant schon seine weiteren Vorhaben, er lässt gerade einen speziellen Barbecue Smoker Grill anfertigen, mit dem er Gerichte mit stundenlang gegrilltem oder geräuchertem Fleisch und neue Sandwichvarianten anbieten möchte. Wir dürfen gespannt sein. Fortschritt kann nämlich nicht verkehrt sein, solange auch den bisherigen Prinzipien à la „Bei mir gibt´s nix Fertiges aus der Packung“ treu geblieben wird. Der Foodtruck kann auch – samt Crew dahinter – für diverse Events, wo Catering benötigt wird, gemietet werden.

 

Mein Fazit:

Die Mr Fly Crew hat Spaß daran, unterschiedliche Küchen zu mischen und diese auf Österreichs Straßen zu verkaufen – kreativ und wirklich nicht unwitzig! Auf jeden Fall einen Besuch wert. Oder zwei. Oder drei.

 

 

Mr Fly´s Foodtruck & Catering

Diverse Standorte in und um Wien

(zu finden auf der Homepage & der Facebook-Seite)

Tel. 0676 / 362 08 14

www.mrflys.at