Ein Löffel für die Mittagspause

Andrea Wieger

In der indischen Metropole Mumbai kommen mittags tausende Männer, die in den Vorstädten leben und im Stadtzentrum arbeiten, in den Genuss das frische und selbst gekochte Essen ihrer Frauen zu speisen. So gut, so alltäglich möge man denken. Nein, eben nicht. Die Geschäftsmänner brauchen nämlich nicht die Tupperschachteln von zu Hause mitnehmen, sondern es wird ihnen von fleißigen Essensboten, welche die sogenannten „Lunchboxen“ von den Hausfrauen abholen, durch die Stadt transportiert und direkt an den Schreibtisch gebracht. Dieser Transport findet meist per voll beladenem Fahrrad statt. Ein System, eine Logistik, die mich extrem fasziniert seitdem ich zum ersten Mal davon hörte.

So viel zum Thema „frisches, selbstgekochtes Essen“. Um an dieser Stelle jedoch nicht komplett abzuschweifen und wie gewohnt nationaler zu werden: liebe Leser, heute geht es um das „Spoonfood“. Das kleine, wirklich sehr kleine Lokal in der Schottengasse versucht zwar nicht das indische Lunchboxen-System zu kopieren (wie schade), doch erinnerte mich ein wenig daran. Im Oktober letzten Jahres eröffnete die Familie Baswald – jawohl, es handelt sich um einen Familienbetrieb – die 20 Quadratmeter Mittagspausenglück direkt neben ihrem ebenso kleinen Modegeschäft. Mama Anna, deren Sohn Michael, dessen Freundin Bianca und noch die kochende Cousine sind unter der Woche damit beschäftigt diverse Suppen und Eintöpfe zu kochen und diese an den Mann und an die Frau zu bringen. Diese Kunden sind meist Angestellte aus umliegenden Büros, Studenten der Hauptuni und des Juridicums, seltener aber doch kommen auch Touristen ins Spoonfood. Das Minilokal ist mit gefüllten Rexgläsern, schwarzen Kreidetafeln und kleinen Pflanzen geschmückt. Blickfang beim Betreten des Raums ist aber zweifellos der Verkaufstisch mit seinen großen silbernen Warmhalte-Töpfen, hinter denen Michael Baswald lächelnd hervorguckt. Es gibt zwei Minitische für den Suppenverzehr vor Ort, doch in etwa 80% der verkauften Gerichte werden mitgenommen – im Pappkartonbecher oder im wiederverwendbaren Pfand-Rexglas – sehr vorbildlich weil müllsparend!

Täglich gibt es jeweils drei verschiedene Suppen sowie Eintöpfe, beispielsweise Kürbiscremesuppe mit Nockerl und Ingwer, italienische Minestrone, Gemüsecurries, veganer Rote-Rüben-Eintopf, mexikanischer Eintopf und viele mehr – ohne jegliche Konservierungsstoffe versteht sich von selbst. Eine große Portion Suppe kostet € 5,20, eine kleine € 3,50. Bei den Eintöpfen zahlt man entweder € 6,80 oder € 4,10, zwei Scheiben Brot inklusive. Täglich frisch werden auch ein Salat und kleine Nachspeisen wie Brownies oder Scones angeboten. Zu trinken gibt es Bio-Pona-Säfte, Bier und Kaffee der Koffeinschmiede.

Fazit:

Die Suppen sind gut, soviel sei gesagt. Doch um diese in Ruhe zu genießen ist die Take-away-Lösung die bessere Variante als sie vor Ort zu löffeln. Ein derart kleines Verkaufslokal tut sich halt schwer mit der Gemütlichkeit. Für mich ein guter Platz um sich ein gesundes Mittagessen zu kaufen.

 

Spoonfood

Schottengasse 3

1010 Wien

Tel. 0699/111 91 181

www.spoonfood.at

Geöffnet: Montag bis Freitag 11 bis 18 Uhr