Die Kombi aus Küche und Kunst in Rudolfsheim

Andrea Wieger

Eigentlich sah der Schwendermarkt im 15. Bezirk ja bereits seinem letzten Stündchen entgegen. Mit ihm ein ganz besonders heruntergekommener Stand der Bäckerei Schrott. Bei dem regnete es letztes Jahr sogar noch herein, weil das Dach so undicht war. Doch genauso wie sich das Viertel dafür einsetzte, dass der Markt gerettet werden sollte, so erlebte auch dieser Stand im vergangenen Herbst einen Neuanfang. Der Besitzer beerbte seinen Sohn mit dem Geschäftslokal, der damit allerdings nichts anfing und ihn daher an seinen Cousin weitergab. Dieser Cousin namens Georg Duffek nahm das Geschenk mit offenen Armen entgegen. Es hätte auch keinen besseren treffen können! Die Liebe zum Kochen hat Duffek nämlich schon vor einigen Jahren entdeckt. Im Filmcatering und mit seinem mobilen Crêperie-Wagen, mit dem er von Event zu Event gefahren ist, hat er in den letzten Jahren bereits Gastronomieerfahrung gesammelt. Außerdem ist Georg Duffek in diesem Grätzl aufgewachsen und weiß, was die Menschen hier schätzen und mag den manchmal etwas schrägen Nachbarschaftsplausch am Markt.

Das kleine aber feine Lokal mit der sparsamen Vintage-Einrichtung passt hervorragend in die neue Schwendermarktszene.

Der Marktstand dient außerdem – und jetzt wird’s nochmal interessant – als Galerieraum für Künstler! Derzeit sind die Werke von Constanze Czutta alias Lukrezia ausgestellt. Die Künstlerin und Kunsthistorikerin ist nämlich gleichzeitig auch die Köchin im Herzhaft. Die Ausstellungsflächen sollen aber auch anderen KünstlerInnen zur Verfügung gestellt werden.

Und auch sonst scheint es hier sehr familiär zuzugehen. Leute kommen rein, erzählen kurz ihre Geschichte, die sie erzählen wollen und gehen dann wieder. Das sind Leute, die sich kennen und zwar nicht vom wegschauen. Das sind Menschen, die gerne zusammen sind. Und außerdem sind das Menschen, die zusammenhalten. Schön!

Als Lebensmittelstand bietet das Herzhaft Mittagsmenüs in Rexgläsern zum Mitnehmen, sowie Kochpakete mit portionierten Zutaten und Rezeptanleitung. Kaufen kann man hier unter anderem Bio-Gemüse, Nudeln, kanadischen Wildreis und auf Bestellung Hochlandrind aus dem Waldviertel. Von 11:30 bis 14 Uhr gibt es an den acht Gästeplätzen im Lokal oder zum Mitnehmen im praktischen Glas ausschließlich Selbstgekochtes. Täglich stehen zwei neue Gerichte zur Auswahl: eines ist vegetarisch, eines mit Fleisch oder Fisch. Das günstige und ausgezeichnete Mittagsmenü schmeckt wie damals bei der Oma. Stichwort klassische Eiernockerl oder würziges Erdäpfelgulasch – einfach köstlich! Dazu gibt es Craft Beer und Biolimonaden. Crêpes und Quiches serviert Küchenchefin Czutta von 16 bis 19:30 Uhr.

Fazit:

Mittagsmenüs, Spezialitäten in Weckgläsern und Biogemüse finden hier genauso Platz wie die regelmäßig wechselnden Kunstausstellungen. Die Nachbarschaft freut sich und mit Ihnen die anderen Standbetreiber. Eine große Portion Bodenständigkeit, sowie simple Küche mit Herz und Hirn, so soll´s sein! Chapeau!

 

Herzhaft am Schwendermarkt

Stand Nummer 8

1150 Wien

Geöffnet: Montag bis Freitag 10:30 bis 14 Uhr und 16 bis 19:30 Uhr