Weingeschichte im Kunsthistorischen

(Weinserver) Weingott Dionysos, die Rebe und viel Weinseligkeit: Die Ausstellung „Kunst voller Wein“ im Kunsthistorischen Museum widmet sich derzeit der Weingeschichte. Gesetzestexte, Gemälde und antike Karaffen sind zu sehen.

Dionysos, oder Bacchus, wie er in der lateinischen Mythologie heißt, freute sich in der bildenden Kunst schon immer größter Beliebtheit. Er ist die Gottheit des Weines, des Rausches und der Lebensfreude, Sohn des Zeus und einer Sterblichen. „Eigentlich ein seltsamer Gott“, so der Kurator der Antikensammlung, Georg Plattner.

Kaum ein anderer werde jedenfalls in so unterschiedlicher Gestalt dargestellt und kaum einer in so vielfacher Form: Bacchus-Münzen, Bacchus-Vasen, Bacchus-Statuen, Bacchus-Teppiche, Bacchus-Tischschmuck und natürlich zahlreiche Gemälde, hieß es.

Über die „dionysische Ekstase“

Hans von Aachen porträtierte sich selbst als Weingott und seine Frau Regina als Venus – als Sinnbild des lustvollen Lebens. Nur einige Schritte weiter kann man in der Ausstellung nachlesen, dass die Trunkenheit schon den Römern Fluch und Segen war. „Unter dem Deckmantel dionysischer Ekstase“ habe auch manches tagespolitische Manöver, bis hin zum Mord, stattgefunden, so Plattner. Gesetzestexte, die den Umgang mit dem Wein regeln sollen, würden das Alkohol-Problem der alten Römer belegen.

Zahlreiche Krüge, Gefäße, Karaffen zeigen zudem ihre Kunstfertigkeit im Umgang mit dem kostbaren Traubensaft. Sie stellen laut dem Museum einen fast fließenden Übergang zu den sakralen Kelchen der christlichen Eucharistie dar.

Ein Highlight der Ausstellung ist unter anderem ein Fangstuhl aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der aus Eisen gefertigte Stuhl ist an der Rückseite in Eisenschnitttechnik mit floral-grotesker Ornamentik und Jagdmotiven dekoriert. Er diente höchstwahrscheinlich als Scherzinstrument bei den Trinkspielen auf Schloss Ambras. Wer sich auf den Stuhl setzte, wurde durch einen verborgenen Mechanismus von zwei Greifarmen festgehalten. Der Gast wurde erst wieder befreit, nachdem er eine Trinkprobe bestanden hatte. Dass der Stuhl tatsächlich auch bei den Trinkspielen in der Bacchusgrotte verwendet wurde, lässt sich nicht eindeutig belegen, ist aber anzunehmen.

Schau im Zuge der „Intermezzo“-Reihe

Die Ausstellung findet im Rahmen der „Intermezzo“-Reihe statt, dabei lädt das KHM einmal pro Jahr zu kompakten, auf einen Raum beschränkten, Themenausstellungen – bisher mit „starken Köpfen“, flämischen Frauenbildern und fabelhaften antiken Mischwesen. Die Exponate kommen aus allen Sammlungen des Hauses – einige von ihnen sind in den Dauerausstellungen nicht zu sehen. Vor allem Objekte aus der noch geschlossenen Kunstkammer erblicken im Rahmen der „Intermezzi“ oft nach langer Zeit wieder das Ausstellungslicht.